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Ausbruchsstudien - Theaterexpedition - 16 - 27 III 2012

Wie ist wohl ein Theaterbau?
Ich weiß es wirklich sehr genau;
man pfercht das Brennlichste zusammen,
dann steht‘s denn alsobald in Flammen.

Goethe

Nach Goethe's Definition ist ein Theaterbau ein Ort aus brennbaren Materialien, deren Ausbruch in Flammen nur eine Frage der Zeit ist. Im brennenden Theater wird dann DAS Stück gespielt, dessen erste Vorstellung gleichzeitig die letzte ist. Jeder Zuschauer eines brennenden Schauspiels wird daher in dem Verständnis gestärkt: wenn etwas brennt, dann brennt es hier und jetzt, dann brennt Gegenwart und das kann nur die Wahrheit sein.

Als Goethe vor 225 Jahren in das Kratertheater des Vesuvs schaute, verstand er dessen Lavafontänen und -ergüsse nicht nur als Naturschauspiel, sondern als bühnenreife Ausbrüche unterirdischer Wahrheiten. Infolgedessen begann er mit deren Entschlüsselung: "Wir hatten nun einen Text vor uns, welchen Jahrtausende zu kommentieren nicht hinreichen." Auch Goethes Zeitgenosse, Fürst Leopold Friedrich III. Franz von Anhalt-Dessau, war hoch begeistert von vulkanischer Theaterqualität. In sechs Jahren Bauzeit ließ er sich einen künstlichen Vesuv in den Wörlitzer Park setzen samt unmittelbar angrenzendem Amphitheater. In diesem gelangte 1794 Goethes "Iphigenie auf Tauris" zur Aufführung.


Auf der Grundlage der theoretischen Erkenntnisse aus dem Seminar "Zur Materialität und Medialität von Naturschauspielen: Wenn Vulkane Theater machen ..." - Freie Universität Berlin, Institut für Theaterwissenschaft, WS 2011/12 und erster praktischer Studien am 14. Januar 2012 im Wörlitzer Vesuv und Amphitheater (siehe Fotos) begeben sich unter der Leitung des Berliner Künstlers Kain Karawahn 9 StudentInnen (Christian Beeck, Friedrich Drescher, Henrike Kohpeiß, Max Langendorf, Nicole Mühlberg, Linda Püschel, Helene Röhnsch, Anna von Glasenapp, Daniel Wittkopp) des Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin, die Autorin Anna Reschop, der Koch und Theaterwissenschaftler Tim Goroll und die Sponsorin Helke Schröder vom 16.-27. März 2012 auf eine interdisziplinäre TheaterExpedition zur Vulkaninsel Stromboli - um zu entschlüsseln, welches Theater um, an, auf und in dessen Krater stattfindet.

Ab Neapel über den Vesuv bis Stromboli samt Abstecher zum Nachbarvulkan Vulcano sollen Naturschauspiele beobachtet, wie auch die eigenen Befindlichkeiten und die der Bewohner „porträtiert/(re)aktioniert/performt“ sowie in Schrift, Bild & Ton erfaßt werden.

Theaterexpeditionistisch soll alles am Kraterrand des Stromboli kulminieren, dessen Geländeformation auf Grund seiner Kraterrandaktivität einem Amphitheater entspricht. Exakt aus derlei „Kratertheaterloge“ bietet sich neben dem freien Blick in alle Richtungen eine mit allen Sinnen unmittelbare Wahrnehmung eines buchstäblich elementaren, des empedokleischen „Weltnaturtheaters“. Derlei Vedute in ein Kulturereignis des 21. Jahrhundert zu medialisieren, stellt die theaterwissenschaftliche Herausforderung dieser Unternehmung dar.

In der fünfmonatigen Vorbereitungsphase (Oktober 2011 - März 2012) wurden daher von den Studenten zu folgenden Positionen qualifizierte Kenntnisse erarbeitet: Klima-, Kultur- und Kunstgeschichte des Naturschauspiels (Geologie, Metereologie, Ökologie, Bildende Kunst, Theater, Film, Musik); Organisation und Durchführung einer TheaterExpedition (Aufgaben, Ausrüstung, Finanzierung, Terminierung, Kommunikation usw.); medientechnische und -künstlerische Fertigkeiten (Fotografie, Video, Bildbearbeitung, Audio, Schnitt); Konzeption der TheaterExpedition (Entwürfe/Skizzen/Szenarien).

Nur durch eine 12tägige TheaterExpedition kann die bis dato geleistete akademische Arbeit den angestrebten Erkenntnisgewinn erfahren: wie sich aus eigenem Sein, expeditionsteamspezifischem Sein und dem Sein der vesuvianischen, strombolianischen und vulcanoischen Bewohner in Verbindung mit theatralem und medientechnischem Arbeiten in den Atmosphären eines ständig ausbrechenden Vulkans (Feuer und Erde) umgeben von ständig einbrechenden Strömungen (Wasser und Luft), wie sich aus naturschauspielerischer Ausbruchsmelange die Befindlichkeiten aller Beteiligten sowohl in den klassischen Medien (Tagebuch, Zeichnung, Fotografie) als auch in neumedialen Formaten sensationsfrei, öffentlich und theaterspezifisch festhalten und vermitteln lassen (können). Abschließend werden Ergebnisse und Erkenntnisse zu einem Expeditionstagebuch (Text, Zeichnung, Fotografie), einem Hörspiel (CD), einem theatervideographischen Naturschauspielopus (DVD) und einer Ausstellung verarbeitet und sowohl auf Stromboli als auch in Berlin öffentlich präsentiert werden. Auszüge der genannten Werke werden ebenso auf dieser website dokumentiert.




Erste Theaterausbruchstudien am 14. Januar 2012 im Wörlitzer Vesuv und Amphitheater
(Abb.: o.l.n.r. Henrike Kohpeiß, Daniel Wittkopp)
(Abb.: u.l.n.r.: Nicole Mühlberg, Daniel Wittkopp, Claire See, Anna von Glasenapp, Helene Röhnsch, Claire See)


Sponsoren

Dieses ungewöhnliche Projekt realisiert sich
dankenswerterweise durch das Engagement folgender
Sponsoren & Förderer

Text & Fotos © Kain Karawahn 2012



 


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