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Au-Tomatenlava - Extraktion 17.III.2006
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Die am 16.III.2006 vom Vulkan Stromboli geförderten Auswurflinge waren 12 Stunden nach ihrem Bodenaufprall in der Gipfelregion immer noch nicht glutleer, daher sie auch weiterhin von Flammen umzüngelt wurden. Doch im Verlauf der weiteren Beobachtungen kam es dann am 17.III.2006 so gegen 23:34 MEZ auf einmal zum spratzenden Aufplatzen erster Au-Tomatenlaven.
Innerhalb von Sekunden quellten aus ihnen gelborangefarbene Konsistenzen in rundstablichen Formen hervor, bedeckten den gesamten Boden und verschlungen umeinander bis zur ebensoschnellen Verdampfung. Leider verschoss VolcanismInTheArts nur ein einziges Foto dieses magmatisierenden Naturschauspiels.
Anderseits ging dieser fließliche Ausbruchprozess der Au-Tomatenlaven mit einer erheblichen Auskühlung ihrer Umgebung umher, sodass es uns wiederum gelingen konnte, mehrere Heisslavaproben in ein temperaturhaltendes Gusseisenbehältnis zu befördern, welches der im Rahmen des Feuersalons auf Stromboli forschende Koch Ulrich Krauss extra aus seinem Berliner Labor ZAGREUS auf den aktivisten Vulkan Europas hatte übersetzen lassen. Derart konnten wir uns nun mit unserer eingemachten Stromboli-Lava auf den Rückweg zum Basiscamp in Ficogrande machen.
Sobald wir dieses in den frühen Morgenstunden des 18.III.2006 erreicht hatten, wurde der Au-Tomatenlavasschatzcontainer behutsam hocherhitzt, wie sich auch unter den anwesenden FachsimplerInnen die Diskussion dahingehend erhitzte, ob denn noch weitere Explosivität der bisher in keiner Lavaenzyklopädie verzeichneten Substanz zu erwarten sei. Doch da gute Vulkanforschung davon lebt, auch mal für praktisch gewonnene Erkenntnisse zu sterben, gewährte Krauss allen anwesenden FeuersalonistInnen, ruckzuck vorwarnungslos, rührende Einblicke ins Of(f)ene einer wunderschön blubbernden Au-Tomatenlavaessenz.
Und siehe da: es knallte nicht, sondern dampfte duftend aus Krausses Kessel. Das Labor erfüllte sich mit dem Geruch von Ingredenzien direkt aus dem Erdinnern, denn diese erst 24 Stunden zuvor über den Ausgang Stromboli verströmen konnten, zum ersten Mal überhaupt ahnungslosen Lebewesen direkt vor die Füße katapultiert worden sind.
Was ist das denn nun, was wir da gefunden haben? Was kann passieren, wenn wir das nun einfach mal abkühlen lassen? Oder wenn wir aufgrund des köstlichen Geruchs etwas viel naheliegenderes tun - nämlich von der glutenden Erdsosse schlicht mal löffeln? Wer sagt denn, dass warme Lava ungeniessbar ist? Alle Laven sind mineralisch gut dosiert, sowie müssen sich auch mögliche tödliche Gase längst verflüchtigt haben!? - sonst könnten wir nicht wieder bis tief in die strombolianische Nacht darüber diskutieren, welche Frage wir in Bezug auf die Au-Tomatenlava als erste zu vulkanisieren haben - bis denn dann während des selbstversuchenden Abschmeckens der Au-Tomatenlava endlich einer der derart Berauschten mit der menschlichsten aller bisher unbeantworteten Fragen zum Thema Vulkan, Kochen und Kunst ausbrach: Was hatte Empedokles gegessen, bevor er in den Krater des Ätna sprang?
Autor: Karawahn
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Au-Tomatenlava mit plötzlichem und schnellverdampfendem Ausfluss auf dem Gipfel des Stromboli - 23:34 MEZ/17.III.2006 Foto: Karawahn |
Blick in Krausses Kessel direkt in die Au-Tomatenlavaprobensammlung kurz von dem Abtransport vom Gipfel des Stromboli - 00:29 MEZ/18.III.2006 Foto: Karawahn
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Moment des Selbstversuchsbeginns mit gerade geöffnetem Kessel voller Au-Tomatenlavaessenz im Basiscamp auf Stromboli - 08:06 MEZ/18.III.2006 Foto: Karawahn |
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