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Mit dem Ätna fördern ... - André Bucher
Das Feuer der Vulkane ist die Synthese der materiellen und der geistigen Welt. Auf dem Ätna habe ich das Bild entdeckt, das in uns und außerhalb von uns alle Bilder des Feuers vereint, seien sie gemalt, plastisch geformt, konzeptuell oder schriftlich festgehalten ... (THINK LAVA ART S.19), so lautet einer von vielen Wortvulkanen des 1924 geborenen Schweizer Bildhauers André Bucher, welcher 1976 zum ersten Mal sein Atelier für drei Wochen in die Kraterregion des Ätna verlegte. Wo reinste Lava quoll, sollten nicht mehr nur allein des Berges Kräfte die Erstarrung formen, sondern endlich auch des Menschen Hand und Geist.

In jahrelanger Auseinandersetzung mit den bildenden Qualitäten des Feuers schuf Bucher die Voraussetzungen, mit welchen er Vulkanologen und sizilianische Behörden zur Unterstützung seines Vorhabens aktivieren konnte. So wurde aus Bucher der erste Mensch, der das Einbrennen seiner Visionen in den Abkühlprozess vulkanischen Heissstoffes überlebte.

Denn der griechische Philosoph und Arzt Empedokles war ja bekanntlich vor etwa 2.500 Jahren einen Schritt zu weit gegangen - absichtlich samt Lava, Vision, Physis und einer Sandale zu einer Skulptur verschmolzen, die als Mythos noch länger schwelen wird als der Vulkan selbst: Empedokles (per)formte den Ätna zu seiner Urne.

Dagegen kehrte Bucher innerhalb von 30 Jahren immer wieder vom Ätna zurück, sodass neben zahlreichen Werken aus Materialkombinationen zwischen Lava, Bronze und Acryl mehrere Filme und Kataloge resultierten. Bucher schöpfte damals aus dem Leeren, dem bis dato Nichtversuchten der Erzeugung einer Skulptur aus frischester Planetenmodelliermasse. Direktes Arbeiten am Lavafluss ist auch mit Schutzkleidung ein unberechenbares Risiko. Derartiges Sein in Grenzbereichen von Physis und Psyche zu verkraften verlangt Willensanstrengungen, deren Außergewöhnlichkeit dann nach metaphysischen Erklärungen ringt.

Dass derjenige dann nicht mehr an Zufall glaubt, ist klar, dass sich dann der Künstler als Auslöser einer Eruption des Ätnas sieht, ist typisch, dass jedoch der Autor Peter C.D. Minzlaff des 2005 erschienenen und nun hier vorgestellten Buches THINK LAVA ART - ANDRÉ BUCHER Vom Lavastrom zum Bewußtseinsstrom wie im folgenden dann die Arbeit von Bucher als Varieténummer präsentiert, bringt die hochinteressanten, vulkan-und-kunst-bereichernden Aspekte von Buchers Arbeit immer wieder ins Verschütten - Originalton Minzlaff:

André Bucher ist sozusagen der Zeremonienmeister lavamagischer Bewußtseinskultur. Er inszeniert das Charisma der Erde. S.132

Minzlaff rührt Buchers Wirken in einen metaphysisch-kunstdiskursenden Brei, in eine extrem verpuffende Kunstpalava, weil er sich wiederholt anmaßt, alle Anders-Kunst-Definierenden belehren zu müssen, darüber, was Kunst und Kunstkritik gut macht, und natürlich Bucher sowieso der größte Künstler aller Universen ist - Originalton Minzlaff:

André Buchers Skulpturen sind die Wegbereiter zur globalen Kunst, die nicht nur von Priviligierten "verstanden" werden, sondern von allen Mitgliedern der Informationsgesellschaft. S.88

Die globale Fokussierung der neuen Weltkultur kann dem Lebenswerk von Andrè Bucher nichts anhaben, es ist bereits auf der kosmischen Ebene. S.94

Grundsätzlich zeichnet Bucher aus, dass er unentwegt entdecken will, dass er sich interdisziplinär austauscht, experimentiert und spekuliert, dass es kunsthistorisch für alle Vulkan-und-Kunst-Interessierten kein Vorbei an der Auseinandersetzung mit seinen Werken und Ansichten geben wird.

Doch ist bez. von mehr als 150 Werkabbildungen zu bedauern, dass sie bis auf Außen- und Innencover alle in schwarzweiß gedruckt sind, und vor allem, dass im Gegensatz zum Buch von 1984 keine Angaben über Ort und Zeitpunkt ihrer Entstehung angeführt wurden, somit nicht ersichtlich ist, welche Skulpturen direkt aus den Atelierphasen am Ätna stammen, und welche in Schweizer Heimarbeit zu Werken vollendet worden sind. Minzlaff hielt folgenden Hinweis anscheinend für wichtiger:

Lavaskulpturen kann man auch privat kaufen, jedoch - bedingt durch "das Risiko der Beschaffung" und "der Gefährlichkeit eines Krater-Ateliers" - sind diese Objekte teuer. Aber ihre Bewertung liegt im oberen Bereich, d.h. die Wertschöpfung als zukunftssichere Investition wird von Experten anerkannt. S. 157

Es ist dringend erforderlich, Kunst und Kritik für die zeitgenössischen Auseinandersetzungen mit Vulkanismen zu sensibilisieren, und sicherlich werden wir bald auch aus den Wissenschaften qualifizierte Kommentare über Buchers Hypothese Lavafrequenz (eine wenige bisher auch nur von einem Institut untersuchte und natürlich erkaltete Proben) ungefähr gleich Hirnfrequenz erfahren, doch bis dahin bleibt uns nur das Staunen, zu welchen Aussätzen menschliche Neuroplastizität immer wieder ausbrechen kann - Originalton Minzlaff:

Der künstlerische Weg von André Bucher ist gradlinig, seit er "Lava als Kernkompetenz" entdeckte und unermüdlich weiter verfolgte. Bucher ist vor Fehlinterpretationen durch die Kunstkritik weit gehend gefeiht, weil seine Positionierung einem Fixstern gleich kommt. S.96

Weitere Bild- und Textbeispiele nun auch unter www.andrebucher.com

Autor: Karawahn

Arbeitssituation Bucher am Ätna
(ohne Zeitangabe)

Miroir de méditation
1976 - Lava und Bronze
Durchmesser 40cm

Cover des besprochenen Buches
THINK LAVA ART - ANDRÉ BUCHER

Abbildungen 1 bis 3 aus dem Buch Sylvio Acatos "ANDRÉ BUCHER - Feuer und Lava
144 Seiten, zahlreiche Abbildungen - deutsch/englisch/französisch
© ABC Verlag Zürich - 1984

Abbildung 4 und alle Zitate aus dem Buch von Peter C. D. Minzlaff
THINK LAVA ART - ANDRÉ BUCHER - Vom Lavastrom zum Bewußtseinsstrom
728 Seiten, ca. 150 Abbildungen sw - deutsch/englisch/französisch
© Open 4 Europe, Walchwil/Schweiz - 2005





 


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