Am 17. März 2005 synthetisierten Mensch und Vulkan und Kunst einen Monte Nuovo auf Stromboli. Doch führte dieser Monte Nuovo im Gegensatz zum gleichnamigen phlegraeischen Felderereignis vom 29. September 1538 nicht zu einer Veränderung der Naturlandschaft, sondern zur eruptiven Erhebung internationaler Kulturlandschaft. Denn plötzlich bereicherte Stromboli die Welt der Kunst gleich mit vier Orten, an denen 14 Tage lang lokale und internationale Kunstwerke zum Thema Vulkanismen öffentlich zugänglich waren.
Ohne das Vorhandensein einer kulturellen Infrastruktur und ohne Honorierung der geleisteten organisatorischen und künstlerischen Arbeit hat sich primär durch das gemeinsame Bekenntnis aller Beteiligten zum Ausbruch von Kunst ein mehrtägiges Festival geschaffen, welches nicht nur Strombolianer und Gäste, sondern auch den Vulkan persönlich delektiert hat. Sein Salut war ein täglich zu hörender Ausstellungsbeitrag.
Wenn es für mehr als 100 Einzelwerke nur fünf Verlängerungskabel und fünf freistehende Leuchten gibt und eine Fahrt in den nächsten Baumarkt eine zweitägige Schiffsreise erfordert, sind Plazierung, Beleuchtung und Abgrenzung des eigenen Werkes nicht lange auszudiskutieren. Die Nachteile des Nichtvorhandenseins üblicher Museums-, Galerie-, Kuratoren- und auch Budgetkonditionen verursachten Vorteile für uneingeschränkte Eruptionen individueller Kunstverständnisse. So fand die Vielfältigkeit vulkanischer Natur ihre adäquate Repräsentation transformiert in unjurierte und improvisierte Gruppenausstellung, in Form eines neu ausgebrochenen für 14 Tage aktiven, offenen Ateliers Stromboli. Dort wurde Kunst von KünstlerInnen unterschiedlicher Professionsgrade pur und öffentlich gemacht und gezeigt, wo noch nie derartiges veranschaulicht war, wie z.B. in einem Teil der Verwaltungsräumlichkeiten der Kirche San Bartolo, der Canonica di San Bartolo. Und da dort für 27 Künstler nur vier kleine Räume zur Verfügung standen, stellte eben auch der eine auf dem Balkon aus, der andere im Verschlag, der nächste im WC und ein weiterer transformierte den verwilderten Kirchengarten samt Müllanreicherung zur begehbaren Installation.
Und so gelangen weiteren KünstlerInnen Ausstellungsimprovisationen in einem anderen, bisher als Baumaschinen- und -materiallager existierenden Garten, dem Giardino di Tano Russo, sowie im einzigen Buchladen Strombolis, der Libreria sull'Isola (ein Muss für Vulkanbibliophile!), unter dessen Vordach und in seinem Garten, wie auch im Büro der Vulkanführer, Magma Trek, welches um eine ehemalige Olivenmühle eingerichtet ist.
Praktisch und thematisch machten somit alle gemeinsam nichts anderes als die Schaffung eines ersten öffentlichen Kunstereignisses auf einem aktiven Vulkan - und aktivierten exakt dadurch eine Veränderung der Atmosphäre auf diesem Vulkan - zu den natürlichen Eruptionen sensibilisierten sich Wahrnehmungen von geistigen Ausbrüchen, welche nicht nur die Kunstmachenden erhitzten, sondern sich sogar an die 1.000 Besucher - auf Stromboli leben ca. 400 Personen - davon vulkanisieren liessen. 250 Eintragungen im Gästebuch der Ausstellung, welches zwar erst am vierten Tag auslag und dann auch nur in der Canonica San Bartolo, sind nur ein Fragment der positiven Zeichen, für die alle beteiligten KünstlerInnen, OrganisatorInnen und SponsorInnen ihre wunderbaren Ausbrüche gegeben haben.
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untitled © BILLIE 2005 |
opening hours |
Vulkanal © work SONJA ROMEIS photography BILLIE 2005 |
Die folgenden Bilder sind eine subjektive Auswahl des Autors und folgen in ihrer Dramaturgie in etwa einem Besucherrundgang durch die jeweiligen Ausstellungsräumlichkeiten. An dieser Stelle sei lodernd all denen gedankt, die ihre Fotos für diese Dokumentation zur Verfügung gestellt haben. Ohne Ihre Mühen wäre hier nur ein schwarzes Loch. Weitere Infos: KünstlerInnen - Projektkonzeption - Ausstellungsprogramm samt Organisation - Sponsoren des Projektes eruzione d'arte a Stromboli
Autor: Karawahn
Bildredaktion: Karawahn