Im Rahmen des Ausstellungsprogramms von eruzione d'arte a Stromboli kamen am Abend des 18.III.2005 zahlreiche Besucher am Strand von Ficogrande zusammen, um fünf weitere Performances zur Synthese von Mensch und Vulkan und Kunst zu erleben. Das Dokumentieren von Performances ist nicht möglich, wohl aber der Versuch einer subjektiven Vermittlung der künstlerischen Intension. Doch auch das kann nur als Fragment gelingen, da hierzu eben nur aus vorhandenem und zur Verfügung gestelltem Bild- und Textmaterial ausgewählt werden kann.
Wer kann z.B. auf den Bildern der temporären Installation von Karawahn erkennen, dass Toilettenpapier als Brennmaterial benutzt worden ist? Um ein erst seit 2003 auf Stromboli existierendes Zeichen, das Piktogramm vom flüchtenden Menschen, im schwarzem Sand auf einer Fläche von 25 x 25 Meter sich mit der untergehenden Sonne innerhalb von 20 Minuten rückstandsfrei verflüchtigen zu lassen. Und dieses Werk exakt in einem Bereich verglühte, welcher vom Tsunami am 30.XII.2002 mit die stärksten Zerstörungen erfahren hatte.
Dem folgte die von der Malerin Paola Saffioti inszenierte Hommage an Giordano Bruno, einem italienischen Mönch und Philosophen, welcher im 16. Jahrhundert u.a. für die Verbreitung seiner Überzeugung von der Unendlichkeit des Universums von der Inquisition auf einem Scheiterhaufen öffentlich verbrannt worden ist. Für diesen direkt am Meer auf einem Vulkan erneut einen brennenden Berg aus Holz - das Verbrennen grosser Scheiterhaufen ist ein vulkanisches Schauspiel - als Metapher funkensprühender Gedankenfreiheit ausbrechen zu lassen, war darüberhinaus auch als leuchtendes Zeugnis für Brunos für damaliges Weltbild provokante, weil ebenfalls häretische, These zu erfahren. Denn es war Giordano Bruno, der als erster publizierte, dass aufgrund überwiegender Meeresnähe von Vulkanen deren Aktivität wohl aus einer Reaktion zwischen Meerwasser und heissem Erdinnern zu resultieren habe. Und diese seine 500 Jahre alte Erkenntnis bestätigt sich auch heute noch als eine der beständigen Faktoren des strombolianischen Vulkantypus, da jeden Tag weithin sichtbar aus dessen Krater dampfend.
In derart knisternder Atmosphäre liessen die Tänzerin Kathrin Schumann und die Operperformerin Janna Wächter ihren Gedanken freien Lauf und improvisierten visuell und akustisch das letzte Abendrot derart, dass diesem sofort die Performance der Künstlerin Eva Wölfle folgen mußte, in welcher sie sich mit heissesten Ausziehqualitäten ihres Vulkans auseinandersetzte.
Den spirituellen Schluss des Tages konzertierte dann der Künstler und Chemoakustiker Bastiaan Maris, welcher in dickbauchigen Glasgefässen per Schnellentzündung der Neige mehrere Gaseruptionen, kurzlebig und klangvoll, als blaue Flammen in strombolianische Atmosphären entweichen ließ. "Die Bewegung des Geistes ist wie die des Feuers. Sie vollzieht sich im Aufstieg (Claude de Saint-Martin)."
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UNDRESSED VOLCANO © work EVA WÖLFLE photography BILLIE 2005
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PENSANDO A GIORDANO BRUNO © work PAOLA SAFFIOTI photography MONA FILZ 2005
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LAUFFEUER © KAIN KARAWAHN 2005
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Die folgenden Bilder sind eine subjektive Auswahl des Autors und folgen in ihrer Dramaturgie in etwa der Chronologie der Ereignisse. An dieser Stelle sei lodernd all denen gedankt, die ihre Fotos für diese Dokumentation zur Verfügung gestellt haben. Ohne Ihre Mühen wäre hier nur ein schwarzes Loch. Weitere Infos: KünstlerInnen - Projektkonzeption - Ausstellungsprogramm samt Organisation - Sponsoren des Projektes eruzione d'arte a Stromboli.
Autor: Karawahn
Bildredaktion: Karawahn
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