Wenn es so etwas wie eine Überraschung geben kann auf Stromboli, wo derjenige, welcher nicht die Haltung hat, dass sich jeden Moment eine Überraschung vollziehen kann, schnell wieder abreisen wird, und auch dass dann wiederum zur unliebsamen Überraschung überraschen kann, weil nämlich kein Schiff kommt, doch das dauernde Erwarten von Überraschungen auch zu einer gewissen Gewöhnung verreift, dann war die Performance der jungen KünstlerInnen Marialuna Maresca (Kunststudentin in Neapel), Raffaele Maresca und Caterina Utano für alle Besucher des Kirchenplatzes von San Bartolo etwas völlig Unerwartetes zum Thema Mensch und Vulkan und Kunst und gipfelte künstlerisch einen inspirierenden Abschluss des offiziellen Ausstellungsprogramms von eruzione d'arte a Stromboli.
In ihrer 20minütigen Performance mixten mehrere Akteure klassische Ausdrucksformen wie Tanz, Theater und Rezitation mit modernen Ausdrucksformen wie Videogrossprojektion und Live-DJ, um einen, wenn nicht sogar den strombolianischen Mythos über das Märtyrium des Heiligen San Bartolo zeitgenössisch zu interpretieren und in umgekehrter Chronologie zu dramatisieren. Der Mythos berichtet vom Anno 264, dem Jahr der Gnade, per Sarg in Stromboli angeschwommenen, da im fernen Armenien lebendig gehäuteten, San Bartolomeo, der dann sozusagen als Gastgeschenk mittels eines simplen Messers einen herannahenden Lavastrom zur Rettung der Strombolianer aufgehalten hatte. Weitere Mitwirkende dieses partiell fluxuselementigen Kunstwerkes waren die römische Kunststudentin Delfina de Ullo als Rezitatorin und Tänzerin, sowie Antonio de Luca und Cristina del Core.
Danach ging es dann wieder ins Artegianata zum anregenden Verzehr des am Vortrag performativ kreierten Brotes der Künstlerin Elvira Pirozzi, welchem sich anschliessend noch bis spät in die Nacht ihre Pizzafestlichkeit feierlich verbackte.
|
|
|
IL MARTIRIO ... © work
MARESCA & UTANO photography ANTONIO D'AMICO 2005
|
IL MARTIRIO ... ©
MARESCA & UTANO 2005
|
IL MARTIRIO ... © work
MARESCA & UTANO photography JÖRN RENFORDT 2005
|
Das Dokumentieren von Performances ist nicht möglich, wohl aber der Versuch einer subjektiven Vermittlung der künstlerischen Intension. Doch auch das kann nur als Fragment gelingen, da hierzu eben nur aus zur Verfügung gestelltem Bild- und Textmaterial ausgewählt werden kann. Die folgenden Bilder sind eine subjektive Auswahl des Autors und folgen in ihrer Dramaturgie in etwa der Chronologie der Ereignisse. An dieser Stelle sei lodernd all denen gedankt, die ihre Fotos für diese Dokumentation zur Verfügung gestellt haben. Ohne Ihre Mühen wäre hier nur ein schwarzes Loch. Weitere Infos: KünstlerInnen - Projektkonzeption - Ausstellungsprogramm samt Organisation - Sponsoren des Projektes eruzione d'arte a Stromboli.
Autor: Karawahn
Bildredaktion: Karawahn
|