IM Vulkan befand sich gemäß griechischer Mythologie die Werkstatt des hinkenden Hephaistos, in römischer Version als Vulcanus vergöttert. Gesehen hat diesen bisher noch keiner. AUS dem Vulkan steigt die Ästhetik der irdischen Schmelze. Zu sehen in Form imposanter Rauch- und Lichtzeichen. Und AUF dem Vulkan? Da sehen wir manchmal Wesen, die weder Hephaistos sein können noch Wissenschaftler oder Touristen. Warum nicht? Weil diese Wesen "Sachen" machen, die all die anderen dort oben nicht machen. Sie schicken Bänder ÜBER den Krater, rollen Reifen IN den Krater oder eruptieren Bälle AUS dem Krater. Willkommen in der Werkstatt von Künstlern. Speziell dann, wenn Sie eben Geschildertes sehen, wissen Sie nun, dass Sie sich nicht nur auf dem Vulkan Stromboli befinden, sondern gleichzeitig im temporären Atelier des Schweizer Künstlers Roman Signer. Denn immer mehr Künstler in den permanenten Eruptionen des Stromboli exakt den Dialog finden, den sie anderswo nicht führen können.
Roman Signer begibt sich auf Expeditionen nach Island und nach Stromboli. Er befragt das Vulkanische direkt am Vulkan und nimmt dann sowohl die Fragen, als auch Antworten und neue Fragen wieder mit. Wohin? In die Kunst. Er hat das Naturprinzip Sprengung an zahlreichen Orten dieser Welt kombiniert mit seiner Absicht, Kunst frei zu setzen. Er hat dadurch: DIE Sprengungen aus ihrem militärhistorischen und medialisierten Kontext gesprengt. Seine Augenzeugen sind nicht Opfer privater, religiöser oder staatlicher Sprengungen geworden, sondern nehmen signersche Sprengsel mit nach Hause zur selbstdosierten Überschreitung eigener Rahmen - nicht im Namen des Guten oder Bösen, sondern im Bekenntnis zum eigenen Namen zum Wohle des Miteinanders.
Glücklicherweise gehört Roman Signer derzeit noch zu den Schweizer Künstlern, die frei herumlaufen "dürfen", denn nach Aussage des Schweizer Dirigenten Heinz Holliger hat die Schweiz alle ihre bedeutenden Künstler in Irrenhäuser gesperrt. Somit wiederum wir die Glücklichen sind, uns derzeit von einer umfangreichen Auswahl aus dem versprengten Oeuvre des freien Schweizers zum Ausbruch eigener Kräfte verführen lassen zu können.
Roman Signer
Werke aus der Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof und Leihgaben
Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin
30. September 2007 - 27. Januar 2008
In diesem Zusammenhang fand Roman Signer Zeit zu einem umfangreichen und exklusiven Gespräch über Sprengungen und Dichtungen, Vulkane und Kunst. VolcanismInTheArts bietet somit an, das achtseitige Gespräch zwischen Roman Signer und Kain Karawahn kostenlos als "pdf-download gespräch signer/karawahn" in ihre Gedanken strömen zu lassen. Das Kennwort ist erhältlich unter kew(at)volcanisminthearts.de.
Text © Kain Karawahn 2007
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Roman Signer
"Ich versuchte über einen Krater des Vulkans ein rotes Seidenband, das an einer Rakete befestigt war, zu schießen."
Foto © Stefan Rohner
Stromboli 1992
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Roman Signer
Vulcanizzazione
"Das Vorhaben bestand darin, den Schlauch eines Autoreifens zum Krater des Vulkans Stromboli hochzutragen und ihn dann in den Feuerkrater hineinrollen zu lassen, wo er buchstäblich vulkanisierte."
Foto © Gianni Paravicini
Stromboli 1998
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Roman Signer
" ... Ich wollte einen Tagesausbruch veranstalten, weil die Vulkane ja auch am hellen Tage >>arbeiten<<."
Videostill © Aleksandra Signer
Vesuv von Wörlitz 2007
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Roman Signer
"Wir bauten in die Kammer des Vulkans eine Säule aus übereinandergetürmten Fässern auf. Im obersten offenen Fass steckt ein Gymnastikball."
Videostill © Aleksandra Signer
Vesuv von Wörlitz 2007
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Alle Bilder stammen aus der Publikation
roman signer, museum für gegenwart 9/2007
Zahlreiche Abbildungen - 48 Seiten
© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Hamburger Bahnhof-Museum für Gegenwart,
der Künstler, die Autoren, Fotografen und Übersetzer - 2007
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