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Wenn heisse Lava nicht heiss wird - Fabrizio Plessi - 17 XI 2006 - 18 III 2007 |
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Lava
Sonderausstellung Fabrizio Plessi
H2 Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast
Augsburg 17. November 2006 - 18. März 2007
Der italienische Künstler Fabrizio Plessi gehört zu den Pionieren der Videokunst. In dieser immer noch jungen Ausdrucksform reizt es ihn seit Jahren kontinuierlich, feurige und wässrige Prozesse zu virtualisieren - in Form von Videoskulpturen strömt "Wasser" in von Schieferplatten umrahmten Monitoren oder lodert "Feuer" in Monitoren in ausgehöhlten Baumstämmen oder fließt "Lava" in Monitoren innerhalb geschichteter Basaltplatten.
Fabrizio Plessi hat sich mit seinen inspirierenden Verknüpfungen von Feuer und Wasser und Architektur und Skulptur und Video in die historischen, originären und monetären Ascheschichten des internationalen Kunstmarktes eingebrannt. Aus dem europäischen Land mit den meisten aktiven Vulkanen stammend überzeugen seine Feuer- und Wasserinstallationen mit ihren evolutionären, mythologischen, religiösen und philosophischen Bezügen, wie sie daher auch als (An)Klagen gegen heutiges Verschwinden von Feuer- und Wasserrealitäten aus urbanen Milieus zu verstehen sind. Denn wo multisensorale Einheiten, wie eben Feuer und Wasser, immer weniger erlebbar sind, da verebbt sich auch unsere Fähigkeit zum kulturellen Verständnis derart komplexer, unberechenbarer, weil natürlicher, klimatischer, sinn- und sinnlichkeitstiftender Zusammenspiele, mündet zwangsmedialisiert in Naturkatastrophenangst.
Insbesondere wenn wir Feuer sehen, verstehen wir es hauptsächlich nur noch als fern - auf Monitoren in zerstörerischer Konnotation (Explosion, Krieg und Computerspiel), wogegen Plessi mit seinen Arbeiten anleitet, zu welcher Inspiration und Motivation zum Guten Begegnungen mit poetischen Feuerverwendungen (FORESTA DI FUOCO und LA STANZA DEL FUOCO), zu welch wohligem Grad des Menschseins Feuer- und-Wasserambiente (BURNING FALL) fähig und demzufolge notwendig wieder in unseren Alltag zu integrieren sind.
Doch was sich aufgrund der "avantgardistischen" Qualität des Mediums Video in neuerer Kunstgeschichte jahrzehntelang bewährt hat, kann in heutiger, bildmanipulierter Alltäglichkeit in seiner künstlerischen Originälität nicht mehr ausreichend überzeugen. Monitore lassen sich in alles einbauen, wie auch auf ihnen alles gezeigt werden kann. Dieses Skulpturprinzip hat Plessi zwar zu originären Arbeiten in den 80er Jahren (ROMA und BRONX) schöpfen lassen, doch ab den 90er Jahren dann damit auch in einzelnen Werken (FEZ und BOMBAY) durchschaubar zur inhaltlichen Beliebigkeit geführt. Auffallend häufig bleibt in seinen jüngeren Grosswerken das ästhetische Risiko, das Innovative des vulkanischen, spurlos verschüttet.
Sein venezianisches Faible für grossdimensionierte Installationen in schönen, historischen Räumlichkeiten (z.B. das 1996 in Pompeji äußerst gelungene, monitorale Wellen von Bodenmosaik - IL FIUME DELLA STORIA) verrauchte denn auch im Rahmen seiner Retrospektive im Martin Gropius Bau zu Berlin im Jahre 2004 zur künstlerischen Offenbarung (LA FLOTTA DI BERLINO): was als einzelnes Werk in (irgend)einem Schloss dem Betrachter ortsspezifische Impulse stimuliert, verkümmerte in der Berliner Fülle ähnlichster Arbeiten zum autographischen Strohfeuer.
Dagegen präsentiert sich das 25-teilige Werk Lava im Augsburger H2 Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast als singulär raumspezifisches, somit dessen Betrachter in jedem Fall plessianisch erwärmt und erleuchtet werden, will heissen: nur weil LAVA Lava heisst, muss sie nicht unbedingt auch verheissen, was sie verspricht.
Autor: Karawahn
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Fabrizio Plessi
Lava
(Skizze für 1 von 25 ausgestellten Skulpturen)
2006
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Fabrizio Plessi
Lava (Detail)
Basalt, Monitor, Digitaler Film
2006
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Fabrizio Plessi
Lava (Ausschnitt der Installation)
Basalt, Monitor, Digitaler Film
2006
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Fabrizio Plessi
Lava (Detail)
Digitaler Film
2006
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Alle Fotos: Klaus Lipa
© Fabrizio Plessi & H2 Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast Augsburg 2006
Weitere Infos zu Fabrizio Plessi www.plessi.it
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