 Parallel zur Ausstellungseröffnung in Form eines Galerienrundgangs am 17.III.2005 ereigneten sich innerhalb von fünf Stunden sieben Performances zur Synthese von Mensch und Vulkan und Kunst. Das Dokumentieren von Performances ist nicht möglich, wohl aber der Versuch einer subjektiven Vermittlung der künstlerischen Intension. Doch auch das kann nur als Fragment gelingen, da hierzu eben nur aus vorhandenem und zur Verfügung gestelltem Bild- und Textmaterial ausgewählt werden kann.
Wie sollen sich die Mühen vermitteln, die jeder Besucher hatte, seine bei Eröffnung der Ausstellung erhaltene Kerze brennend auf dem Boden zu stabilisieren? Oder sich mit zunehmender Hitze lavaähnlicher Wachsfluß in den Raum ergoss, diverse Kerzen umstürzen ließ, einschmolz, um anschließend in Schollen zu erkalten? Wie läßt sich darstellen, was jeder nichtdeutschverstehende Besucher während der Eckenlesung an die Vorüberziehenden der Autorin und Theaterregisseurin Hannelene Limpach verstanden hat? Oder was haben besonders Strombolianer empfunden, als sie die Tänzerin und Videokünstlerin Sonja Romeis in dem von Catherine Lalvey und Eleonora Rossi Bussola installierten Petit Louvre divatisiert auf dem Kirchenbett liegen sahen? Wie sie permanent auf den Fernseher starrte, dessen einziger Sender der Vulkanal war, scheinbar darauf zwingend, dass sich aus dem senderfreien Schwarzweissgrieseln der unteren Bildhälfte, dem brodelnden TV-Magma, aus dem darüber schwimmenden Stromboli doch nun bald der Ausbruch eines Films von Ingrid Bergmann und Anna Magnani zugleich zu erfolgen habe. Und keine 200 Meter weiter folgte diesen Eindrücken die von der Tänzerin Kathrin Schumann im Giardino di Tano Russo installierte zähschlängelnde glühendrotisierte Vertikale. Und wieso liess sie dazu die ganze Zeit einen Vogel piepen?
Und was wurden für Befindlichkeiten ausgelöst, als danach die amerikanische Operperformerin Janna Wächter in der Libreria Sull'Isola plötzlich aus einem brennenden, italienischen Buch über den zweiten Weltkrieg zu singen begann? Realisiert nach dem Konzept "Buchgesenge" von Kain Karawahn war auf ihrem Weg aus dem Buchladen in dessen dunklen Garten das in ihrer Hand brennende Buch Text und Leselicht zugleich - sie konnte nur singen, was sie auf den Buchseiten erkennen konnte, da es aber im nächsten Moment schon wegbrannte, destillierten sich italienische Wortfragmente, mit denen Janna Wächter gesanglich improvisierte - und sie konnte nur dort singend, sengend und sicher gehen, wohin das Buch ihr Licht spendete, solange, bis sie zu weiteren, brennenden Büchern gelangte ... die temporäre Installation "Titelausbrüche" von Kain Karawahn zeigte vier nebeneinander, zu Vulkanen aufgestellte Bücher, aus deren Buchrücken sich bereits Krater gebildet hatten, denn aus ihnen es flackerte, glühte und rauchte.
Nur kurze Zeit später sahen die Besucher Janna Wächter plötzlich wieder. Vermummt als Bettlerin vor der Kirche, in welche alle hineingingen, um die dann zur Königin der Putzfrauen mutierten in ihrer 45minütigen Sologesangsperformance direkt vor dem Altar in ihrem magmatischen Spektrum von Opernarie über Gospel und Blues bis hin zu Kurzgeschichtsimprovisationen aus vom Publikum zugeworfenen deutschen, italienischen und englischen Worten, eindrucksvoll erleben zu dürfen. Nicht nur Don Antonino war euphorisiert.
Doch was ist eine Vernissage auf dem Vulkan ohne Tanz auf dem Vulkan? Da sich während dieser langen Nacht der Kultur auf Stromboli immer wieder an den köstlichen Spezialitäten des sizilianischen Naturschutzparks Nebrodi gestärkt werden konnte, finalisierten die Fotografin und DJ Mona Filz zusammen mit dem strombolianischen DJ Sebastiano die physischen Ekstasen der noch zahlreich verbliebenden Besucher in Form der Bocca Beats auf dem Balkon der Canonica ...
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EMBRACED EMBERS © work KATHRIN SCHUMANN photography JÖRN RENFORDT 2005
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VANITA VULCANISSIMA © work JANNA WÄCHTER photography BILLIE 2005
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untitled © work SONJA ROMEIS photography ANTONIO D'AMICO 2005
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Die folgenden Bilder sind eine subjektive Auswahl des Autors und folgen in ihrer Dramaturgie in etwa der Chronologie der Ereignisse. An dieser Stelle sei lodernd all denen gedankt, die ihre Fotos für diese Dokumentation zur Verfügung gestellt haben. Ohne Ihre Mühen wäre hier nur ein schwarzes Loch. Weitere Infos: KünstlerInnen - Projektkonzeption - Ausstellungsprogramm samt Organisation - Sponsoren des Projektes eruzione d'arte a Stromboli.
Autor: Karawahn
Bildredaktion: Karawahn
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